Kaum ein anderes Getränk blickt auf eine so lange Tradition zurück wie Wein. Doch die Zukunft des Weinbaus wird immer ungewisser. Der Klimawandel bringt die Weinberge weltweit ins Schwitzen. Steigende Temperaturen und unberechenbare Niederschläge führen zu zunehmender Wasserknappheit, die die Reben durstig und die Winzer besorgt macht.
In diesem Blogbeitrag nähern wir uns dieser Problematik an und betrachten die Folgen des Klimawandels für den Weinbau. Mit welchen Herausforderungen kämpfen unsere Produzenten und gibt es Lösungsansätze?
Julia Seyffardt vom Weingut Diefenhardt hat unsere Fragen beantwortet und berichtet über Ihre Erfahrungen mit dem Klimawandel.
Wie ist es bei Euch im Weingut - nehmt Ihr eine Veränderung wahr, die der Klimawandel mit sich bringt?
"Ja, wir merken auf jeden Fall, dass sich das Klima ändert. Es gibt mehr Extremjahre. Sprich Jahre, die sehr warm sind und Jahre, die sehr verregnet und kalt sind."
Wie wirkt sich dies genau aus? Was sind die negativen Folgen? Und gibt es auch positive Auswirkungen?
"Ein früher Austrieb und die damit verbundene Gefahr von Frostschäden, eine deutlich frühere Weinlese und Trockenperioden sind die Folgen der Klimaveränderung. Aber auch eine bessere Ausreifung der Trauben, um die positive Auswirkung zu nennen. Denn die warmen Jahre, die früher als Jahrhundertjahrgang bezeichnet wurden, treten heutzutage fast jedes Jahr auf."
Wie könnt Ihr dem Entgegenwirken? Beziehungsweise welche Massnahmen ergreift Ihr um damit klar zu kommen?
"Durch unsere etwas höher gelegenen und kühleren Weinberge und die gute Wasserversorgung des Martinsthaler Berges, haben wir viele Vorteile um dem Klimawandel entgegenzutreten. Dennoch haben wir im Rahmen unseres Kellerei-Neubaus auch eine Regenwasser-Zesterne mit einem Fassungsvermögen von 240'000 Liger gebaut. Damit haben wir die Möglichkeit zukünftig einen Teil unserer Weinberge in Trockenperioden zu bewässern. Durch die Begrünung unserer Weinberge versuchen wir die Biodiversität zu steigern, den Boden zu verbessern und ihn so auch vor Erosion bei Starkregenereignissen zu schützen."
Was denkst Du - wie ist die Entwicklung in den nächsten Jahren?
"Das Wetter wird unbeständig bleiben und wir werden vermutlich noch mehr mit Extremwetterereignissen zu tun haben."
Manchen Rebsorten macht der Klimawandel zu schaffen. Pinot Noir und Riesling - sind die bei Euch im Rheingau langfristig in Gefahr?
"Aktuell sehe ich unsere Rebsorten Riesling und Pinot Noir noch nicht in Gefahr. Ich denke die Weinstilistik wird sich in der Zukunft sicherlich etwas verändern. Aber ist das so schlimm?"
Alkoholgehalt - gibt es Möglichkeiten diesen trotz immer wärmer werdenden Sommern niedrig zu halten?
"Man hat die Möglichkeit durch ein besseres Laubwandmanagement, beziehungsweise eine gezielte Reduktion der Blattfläche, die Reife zu verzögern und durch einen früheren Lesezeitpunkt frischere Weine mit geringerem Alkoholwert zu erzeugen. In unseren Weinbergen sind Weissweine über 12.5% allerdings aktuell noch eine Seltenheit."
Klimawandel und Niederschläge - ist es tatsächlich so, dasss die Niederschläge nicht weniger sondern immer extremer werden? Ist das bei Euch auch so?
"In warmen und trockenen Jahren wie zum Beispiel 2018 oder 2020 waren die Niederschläge nachweislich geringer als üblich. Aber darauf folgen auch immer wieder Jahre, in denen die Niederschläge höher als durchschnittlich sind. Zum Beispiel 2023 oder 2024. Und das gab es natürlich bereits in der Vergangenheit genauso."
CO2-neutraler Wein - ist es überhaupt möglich Wein CO2-neutral zu produzieren?
"Einen CO2-neutralen Wein zu produzieren ist aufgrund der Glasflasche leider sehr schwierig. Denn diese macht oft schon die Hälfte der gesamten Emissionen aus, ist aber auch gleichzeitig unverzichtbar. Eine Reduzierung der Emissionen ist aber gut möglich durch Photovoltaik, Wärmepumpen und so weiter. Diese Massnahmen sind auch bei uns im Weingut gerade in Palnung oder zum Teil schon umgesetzt."
Momentan ist der Klimawandel eine der grössten Herausforderungen unserer Zeit - auch im Weinbau macht er den Produzenten zu schaffen. Steigende Temperaturen, veränderte Niederschlagsmuster und extreme Wetterereignisse beeinflussen die Qulität der Trauben und damit auch den Geschmack des Weins.
Folgende Auswirkungen des Klimwandels haben grossen Einfluss auf den Weinbau:
Hohe Temperaturen beschleunigen die Reifung der Trauben. Dies kann zu einem Verlust an Säure und Aroma führen.
Längere Trockenperioden führen zu Trockenstress und beeinträchtigen die Erträge.
Die Niederschläge werden immer extremer. Es gibt längere Trockenperioden. Zudem können Starkregenereignisse zu Bodenerosion und anderen Schäden führen.
Durch einen frühen Austrieb besteht die Gefahr, dass Spätfroste Schaden anrichten. Zudem können Hagel und Sturm im Sommer Erträge vernichten.
All diese Auswirkungen führen zu einer Veränderung des Terroirs. Dadurchkann sich der Charakter und die Typizität der Weine einer Region ändern.
Für Winzer ist es unumgänglich sich an die veränderten Bedingungen anzupassen um die Trauben zu schützen und die Qualität der Weine sicherzustellen.
Comments