Habt Ihr Euch immer gefragt was veganer Wein ist? Wir sind der Frage nachgegangen und die Antwort bei Winzer Frank Kayser gefunden...
Hallo Frank. Ich hoffe es geht Euch gut? Gerade war ein Kunde in der Vinothek, der mich auf den Hinweis VEGAN auf Deinen Etiketten angesprochen hat. Ich habe ihm versprochen, Dich zu fragen was das bei Wein zu bedeuten hat. Würdest Du mir kurz erzählen was veganer Wein ist?
Hallo Stefan. Es geht uns super. Wir freuen uns schon wenn wir wieder zu Euch nach Luzern kommen dürfen. Vor allem auch wieder zur Weinprobe. Ich vermisse das. Ja, das Thema Veganer Wein ist gerade in aller Munde und sehr interessant. Gerne reden wir darüber. Schiess los…
"Qualitativ und geschmacklich merkt man keinen Unterschied, ob ein Wein vegan gemacht wurde oder nicht."
Veganer Wein - was ist besonders daran?
Es ist der Verzicht auf tierische Hilfsmittel bei der Klärung des Weines. So entsteht veganer Wein.
Wie genau bleibt der Wein vegan? Welcher Arbeitsschritt wird anders gemacht oder weg gelassen?
Wenn man sich anschaut, wie Wein geklärt werden, stellt man fest, dass im Klärungsprozess von Weinen schon seit Jahrhunderten tierische Proteine verwendet werden. Am häufigsten wird Eiklar, aber auch Protein aus der Fischblase, Gelatine oder aus Magermilch gewonnenes Kasein eingesetzt. Nun ist es bei der Weinherstellung möglich auf Hilfsmittel tierischen Ursprungs zu verzichten. Verganer Wein entsteht genau so. Zwar wird veganer Weine auch geklärt, doch kommen hier beispielsweise Aktivkohle oder die Mineralerde Bentonit zum Einsatz. Auch pflanzliche Proteine aus Weizen und Erbsen funktionieren. Diese Ersatzstoffe brauchen etwas länger, um ihre Aufgabe zu erfüllen, doch funktionieren sie ebenso effektiv. Daher unterscheidet sich veganer Wein nicht von anderen.
Merkt man qualitativ oder geschmacklich einen Unterschied? Die Antwort ist ein klares Nein. Wie so viele Siegel und Logos sagt auch die vegane Deklarierung nur wenig über die Weinqualität aus. Das gilt bei veganen Weinen in doppelter Hinsicht, da sie in vielen Fällen auch als Bio klassifiziert sind. Man sollte sich durch diese Auszeichnungen nicht den klaren Blick auf die Fakten trüben lassen: Sie geben einen wichtigen Aufschluss zur Herstellungsmethode und den Inhaltsstoffen, über den Geschmack des Weins oder die ursprüngliche Traubenqualität sagt das aber leider überhaupt nichts aus. Das gilt aber nicht nur für Wein, das ist bei jedem Lebensmittel so.
Sind alle Eure Weine vegan?
Ja alle. Auch die Schaum- und Perlweine.
Veganer Wein, seit wann macht ihr das schon?
Schon sehr lange. Auch als ich noch bei anderen Betrieben gearbeitet habe und wir das gar nicht deklariert haben. Das fing vor allem mit der Rotweinherstellung an, wo ja viele Rotweine heute überhaupt nicht mehr geklärt oder filtriert werden. Die Zeit die man den Weinen gibt, regelt das sanfter und einfacher. Die Trubstoffe setzen sich einfach ab. So sind viele Weine bereits vegan, ohne dass es explizit auf der Flasche steht. Und dann haben wir auch bei den Weissweinen angefangen, mehr Zeit zu geben und später abzufüllen. Hat funktioniert. Auf die Flasche schreiben wir das erst seit das so ein riesiges Thema geworden ist.
Wein und vegane oder vegetarische Küche - welche Eigenschaften sollte der Wein besitzen um diese Küche gut zu begleiten?
Wenn man sich die vegane Ernährung anschaut, dann tun sich in der Regel komplett neue Welten auf. Hier werden bei jeder Gelegenheit viele neue Sachen ausprobiert. Man möchte leckeres Essen und beginnt in der Regel damit, alte Lieblingsmahlzeiten oder Kindheitserinnerungen so gut zu veganisieren, das Freunde und Familie am Ende begeistert sind. Die pflanzliche Küche ist kreativ und abwechslungsreich und immer gut gewürzt. Oftmals sind vegane Rezepte voller unbekannter Zutaten und mit vielen exotischen Gewürzen von denen man noch nie zuvor gehört hat, wie Garam Masala oder Kala Namak. Deswegen würde ich zu veganem Essen immer Weine empfehlen, wie ich es meist auch zu indischer und asiatischer Küche tun würde. Sie müssen etwas gehaltvoller sein, sehr fruchtig in der Nase oder eine knackige, frische Säure mitbringen.
Riesling und Chardonnay sind solche Kandidaten. Aber auch ein Rosé kann hervorragend dazu passen.
Frank, hast Du vielleicht ein Rezept von Euch? Vielleicht aus Eurer eigenen Guts-Gastronomie?
Auf jeden Fall. Passend zur Jahreszeit meine Lieblingssuppe: „Winterliche Maronensuppe“. Ein Gedicht – und ganz einfach. Bei uns eigentlich nur vegetarisch, aber man kann die entscheidenden Zutaten super ersetzen. Ich würde dazu Rosé oder Chardonnay trinken und dazu ein veganes Dinkel- oder Oliven-Baguette reichen. Ich bekomm grad Hunger während ich Dir das erzähle…
Das klingt super. Einfache, bodenständige Winzer-Küche. Vielen Dank Frank, wann telefonieren wir wieder? Danke auch Stefan. Ich ruf Dich morgen an und frag wie Simona die Suppe gekocht hat (beide lachen). Bis morgen Stefan.
Und hier das Rezept der Maronensuppe:
Die Zutaten für vier Portionen:
- 400 Gramm geschälte Maroni
- 1 Stange Lauch
- 1 Petersilienwurzel
- 1/4 Knollensellerie
- 1 Esslöffel Mandelbutter oder Öl
- 0.7l Gemüsebrühe
- 0.15l Weisswein
- 250 Gramm Sojasahne
- 1/2 Teelöffel Zimt
- 1 Prise Muskat
- Salz und Pfeffer
Wurzelgemüse und Lauch klein schneiden
In einem grossen Topf mit Mandelbutter kurz anbraten
Mit Weisswein und Gemüsebrühe ablöschen
Geschälte Maroni hinzugeben
Zugedeckt etwa 15 Minuten kochen lassen
Suppe pürieren und Sojasahne zugeben
Mit Salz, Pfeffer Muskat und Zimt abschmecken
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